Die Voest-Kinder : Roman

Reichart, Elisabeth, 2011
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7013-1187-3
Verfasser Reichart, Elisabeth Wikipedia
Systematik BGR - Gesellschaftsroman
Schlagworte Nationalsozialismus, Weltkrieg <1939-1945>, Entwicklung, Angst, Voest, Fantasie, Bedrohung
Verlag O. Müller
Ort Salzburg
Jahr 2011
Umfang 301 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Elisabeth Reichart
Annotation Vom Ende einer magischen Kinderwelt und den dunklen Schatten zweier Weltkriege. (DR) Die vielfach prämierte Autorin Elisabeth Reichart, geboren 1953 in Steyregg, schildert eine oberösterreichische Nachkriegskindheit aus der Perspektive eines "Voest-Kindes". In die Linzer Voest, gegründet 1938 als Hermann-Göring-Werke, verschwindet der Vater täglich, kämpft in der sprühenden Fantasie des Kindes mit dem feuerspeienden Drachen im Hochofen. Später wird ihn die Voest ins Ausland schicken, so wie sie auch vielen anderen Familien die Väter raubte. Mit dem Älterwerden entgleitet "dem Kind", wie es von Reichart distanziert genannt wird, die Trost und Halt gebende Märchenwelt. Früh lernt es, keine Fragen zu stellen, weder über das Tausendjährige Reich noch über Sibirien. Der Krieg, das große Gespenst, treibt die Leute noch immer um, lässt sie wie ihren Großvater versteinern. Fremde Worte wie Nazi oder Jude verwirren das Mädchen, wird doch über die unmittelbare Vergangenheit Schweigen gestülpt. Reichart entlarvt die herrschende Doppelmoral, auch nach dem Krieg ist der Rassismus in den Köpfen der Menschen verankert, wer anders ist, wird ausgegrenzt. Nach dem Umzug in die Voest-Siedlung wird alles vom Mund abgespart, alles wird der Zukunft geopfert, die eine glückliche werden soll, auch das Schaukelpferd und die Puppe wandern in die Wechselstube. Der Schmerz darüber bleibt. Dunkelbraune Schatten des Krieges sind über den Alltag gesponnen, die Tränen rinnen nach innen, werden zu Eis, das Glück liegt anderswo. Kurz blitzt eine wunderbare Freundschaftsgeschichte auf, doch Milo, der fürsorgliche Zigeunerjunge, der wie eine verwandte Seele wirkt, verschwindet, als die Barackensiedlung abgerissen wird, spurlos aus ihrem Leben. Die Sehnsucht nach einem Freund bleibt. Nur die Großmutter vermag die Enkelin und ihre Gabe zum Schreiben zu verstehen. Der Wunsch nach Anerkennung vom Vater bleibt unerfüllt, hätte man doch eigentlich ein Sohn werden sollen. "Wo immer sie war, es war der falsche Ort. Ihr richtiger Ort, von dem sie nicht wusste, wo er sich befand, sah anders aus, ganz anders. [...] An ihrem richtigen Ort lebte das Einhorn noch, und Milo spielte mit ihr an der Traun, aber vor allem war die Sprache voll von Zauberworten, die nicht den Schrecken, sondern das Glück beherbergten." (S. 300f) Reichart schreibt eine wunderbare Prosa, immer wieder sind da Sätze wie Tränen, poetisch, tieftraurig, aber dennoch wunderschön. Bewegend erzählt sie die Geschichte der Emanzipation eines intelligenten Mädchens, das sich schließlich in ihre eigenen Zauberworte retten kann. Am Ende steht das Bewusstsein, selbst für sich sorgen, den richtigen Ort für sich selbst finden zu müssen. Sich selbst zu gehören. Großartige österreichische Literatur, auch ein beeindruckender Generationenroman, der allen Öffentlichen Büchereien und Literaturkreisen sehr zu empfehlen ist. *bn* Cornelia Gstöttinger

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